Classé Delta 3: die ersten Hörerfahrungen und ein Blick auf die technischen Besonderheiten

Mit Spannung wurde die neue Delta 3 Serie erwartet. Hatten wir doch bereits im letzten Jahr die Vorserienmodelle bei uns im Haus. Und die boten eine extrem überzeugende Vorstellung. Classés jüngster Wurf ist jetzt lieferbar. Hier die ersten Hörberichte und ein Blick in die besonderen technischen Details.

Martin Freund schreibt im avguide.ch Testbericht als Einleitung:

„Classé lanciert die neue Delta-Serie. Die Vorstufe Delta Pre stellt den Stand des technisch Machbaren dar, ebenso die Stereo-Endstufe. Für sehr viel Geld bekommt man eine klangliche Transparenz geboten, die ihresgleichen sucht.“

Für die ersten Hörtests kombinierten wir die neue Classé Elektronik mit den Bowers und Wilkins Modellen 802 D3 und 800 D3. Beide Modelle sind sehr verzerrungsarm und können eine transparente klanglich ausgewogene Klangbühne in den Raum zu projizieren. Lautsprecher in dieser Klasse zeigen auch schonungslos auf, was eine Elektronik kann, oder eben nicht kann. In der Umkehrung können diese Lautsprecher ihr Potential nur an Top Verstärkern voll ausfahren.

Verblüffung vom ersten Moment an

Schon nach den ersten Takten von Vivaldis Fagottkonzert RV 470 (Sergion Azzolini, L’Aura Soave Cremona) war klar, die neuen Delta 3 Modelle sind nicht einfach verbesserte Nachkömmlinge der zweiten Serie. Hier spielte eine grundlegend andere Elektronik, entfaltete sich ein subtiler Klang, reich an feinen Details und tonalen Nuancen gepaart mit einer seltsamen Griffigkeit. Der Bogen der historischen Streichinstrumente „sah“ man förmlich über die Saiten gleiten. Die Abbildung des Kammerorchesters im Hörraum – und somit die Abbildung des Aufnahmeortes (Kirche, siehe Bild unten) war schlicht beeindruckend. Die Position der Instrumente, der Wechsel von Tutti und Solo, alles war unmittelbar da, hörbar, spielte frei im Raum, losgelöst von den Lautsprechern.

Youtube Feature zum hier besprochenen Album Vivaldi  Fagottkonzerte Vol.2.

Ray Charles letztes Album vor seinem Tod „Genius loves Company“ aus dem Jahr 2004: Ray singt mit zahlreichen Grössen des Pop, Soul und Jazz Genres Duette. So auch mit Natalie Cole das legendäre Peggy Lee Stück „Fever“. Eine Interpretation und Aufnahme mit packendem und gutem Dynamikumfang (DR11) und eloquentem, tiefgründigem Timbre der beiden Stimmen. Neben der schon beim Vivaldi Concerto festgestellten Griffigkeit und Transparenz fielen besonders die kritischen Zischlaute in Natalie Coles Gesang auf. Bei der Textstelle „Sun lights up the daytime, moon lights up the night…“ verharrt Natalie zur Spannungserzeugung lange auf dem einleitenden“S“ (Ssssssun light..“). Zischlaute klar und hochtonreich aber ohne geringste Schärfe Aufzunehmen und wiederzugeben ist ein Herausforderung für Tonmeister und Audio Ingenieure. Wer beim Mastering das Problem einfach mit einem DeEsser wegradiert, erkauft dies oft mit einem Verlust an Prägnanz. Die Classé System meistert die Klippe mit Bravour: keine Schärfe, mit seidener Eleganz und klar kommt das Ssssssun light.

Diese frische, neue Klangaura ist kein Zufall, sie muss im technischen Konzept, bei den technischen Werten der Geräte ihre Entsprechung finden.

Dies nur zwei Beispiele aus der Sammlung der gehörten Alben. Die Classé Kombination aus Vorverstärker Delta Pre und Endverstärker Delta Stereo erreichen ein neues Klangplateau.  Nun, das liest man oft bei Neuankündigungen. Allerdings ist es im vorliegenden Delta 3 Fall näher beim Faktum als bei Marketing Fantasie.

Es gibt zwei Ansätze die obige Beurteilung einem Faktencheck zu unterziehen: a) die eigene Hörerfahrung – bei der natürlich subjektive Elemente mit einfliessen und b) der technische Ansatz, bei der man Konzept, Konstruktion, Bauteile und Messwerte betrachtet.

Einen Schritt weiter

Hörerfahrung, Höreindruck, liebe Leser und Musikfreunde, kann ihnen nur ein Besuch bei einem unserer Händler oder bei uns vermitteln. Spannend? Ja, sprechen Sie uns an wir vermitteln gerne einen unverbindlichen Hörtermin.

SP

Was mach nun die Delta 3 Serie aus technischer Sicht so herausragend?

Die Kernpunkte des Classé Delta Konzeptes:

  • Die Class-A-Verstärkung, eine Technologie, die im ersten Classé-Verstärkerdesign verwendet wurde, ist die reinste Form der Verstärkung. Bei der Verwendung von Class-A arbeiten unsere Verstärker absolut ohne Schaltverzerrungen.
  • Die thermostatisch gesteuerte aktive Kühlung sorgt für ideale Betriebstemperaturen der Ausgabegeräte für eine bessere Leistung und Zuverlässigkeit und ermöglicht gleichzeitig Technologien, bei denen konvektionsgekühlte Verstärker nicht eingesetzt werden können.
  • DSP basierte Technologien zur Leistungsoptimierung im digitalen Bereich, einschließlich parametrischer EQ, Bassmanagement und Tonregler, ermöglichen Korrekturen für Raum-, System- und Aufnahmeeigenschaften – ohne Rauschen oder Verzerrungen im Signalweg.

Technische Parameter und ihre Bedeutung für präzise Musikreproduktion

Technisch Angaben sind für die meisten (nicht Techniker) schwer interpretierbar. Was bedeutet nun ein Wert in Bezug auf unser Hörerlebnis? Nur schon die Frage ob ein höherer oder tieferer Wert besser ist, lässt manchen oft schon beim Einstieg ins Thema scheitern.

Nun – lassen Sie uns gemeinsam die wesentlichen Parameter (Werte) in Relation zu den häufig gelesenen Eigenschaften von Audio Komponenten betrachten:

DETAILAUFLÖSUNG

  • Erfordert ein geringes Grundrauschen > Signal-Rauschabstand, S/N-Ratio
  • Erfordert einen niedrigen Wert der harmonischen Verzerrungen (THD), der unter verschiedenen Belastungen über den gesamten Frequenzbereich konstant ist.
  • Erfordert geringe Fehler im Zeitbereich. Ein Wert der meistens nur bei Quellgeräten (Gleichlaufschwankungen) und im digitalen Bereich (Jitter) angegeben wird.

MÜHELOSE REPRODUKTION DER DYNAMISCHEN KONTRASTE

  • Erfordert niedrige Ausgangsimpedanz und schnellen und einfachen Zugang zu ausreichenden Leistungsreserven. Letzteres bedingt ein gross dimensioniertes Netzteil und Siebketten.
  • Erfordert eine grosse Leistungsbandbreite und eine ausreichende Anstiegsrate (Slew Rate, Fähigkeit steilen Impulsflanken genau folgen zu können)
  • Erfordert Lasttoleranz (Verstärker) – kein Einbrechen der Leistung bei Impdanzänderungen (Lastschwankungen) und Phasendrehungen, bedingt durch die Frequenzweiche und Chassis des Lautsprechers

GENAUE KLANGFARBE UND TONALE AUSGEWOGENHEIT

  • Erfordert die Auflösung von Details bei kleinsten Signalpegeln (Nr.1 oben – Signal-Rauschabstand)
  • Erfordert stabile Phasenlage bezogen auf den Frequenzgang (Phasen-Linearität / Fehler im Zeitbereich)
  • Erfordert genaues Amplitudenverhalten bezogen auf den gesamten Frequenzbereich (Amplituden-Linearität)
  • Erfordert niedrige Intermodulationsverzerrung (IMD-Pegel – sich gegenseitig beeinflussende Signalanteile und die daraus folgen Nebenprodukte [Artefakte])

Konkrete Umsetzung bei der Classé Delta 3 Serie

An dieser Stelle exemplarisch einige Beispiele, wie Classé die obigen Aspekte in konkreten Produkten wie Delta Pre, Stereo und Mono umgesetzt hat.

Classé: evaluieren (zuhören und messen) und iterativ verfeinern

Folgende konstruktive Kernaspekte wurden bei Delta 3 beachtet:

  • Durchwegs symmetrische Verbindungen und Signalwege
  • Weniger Stufen/kurze Signalwege
  • Verringerung/Beseitigung von Rauschen, insbesondere, dass sich Rauschen von einer Stufe zur anderen nicht koppeln kann.
  • Verringerung von Verzerrungen und zeitbasierten Fehlern
  • Ein besonderes Augenmerk auf das Design der Stromversorgung – keine triviale Aufgabe (um ihre Bedeutung zu unterstreichen, können wir sagen, dass ein Ausgangssignal von der Stromversorgung kommt, welches durch ein Eingangssignal unter Verwendung der Topologie moduliert wird (Nr. 1 oben)

Ein wesentlicher, oft vernachlässigter Aspekt ist die Hörbarkeit (Wahrnehmbarkeit, Empfindlichkeit des menschlichen Hörsystems) von Fehlern. Jedes System wird Restfehler ausweisen. Wesentlich ist, dass die Restfehler möglichst gering und in einem Bereich mit reduzierter Wahrnehmbarkeit sind. Beispiel: die zwanzigste Harmonische Verzerrung einer 50 Hz Schwingung ist auf Grund der menschlichen Hörkurve (Hörschwelle vs. Frequenz / Fletscher Mundson Kurve) besser hörbar als die zweite harmonische Verzerrung.

Konkrete Umsetzung – Endverstärker Delta Stereo & Mono – zwei Beispiele:

Delta Stereo & Mono – Total Harmonische Verzerrungen und Rauschen (THD+N)

Beide Modelle arbeiten im Class A/B Betrieb. Delta Stereo in Class A Betrieb bis 12.5 Watt Ausgangsleistung und Delta Mono bis 35 Watt.

Die Grafik oben zeigt, wie im reinen Class A Betrieb die Verzerrungswerte auch mit zunehmender Frequenz konstant bleiben. Nicht so im Class A/B Betrieb, in den die Endstufe ab einem bestimmten Schwellwert wechselt. Obwohl immer noch sehr gering, steigt die Verzerrung in A/B Betrieb an.

  • Die Grafik zeigt die Vorteile des Class A Betriebes in Bezug auf THD+N

Die älteren Classé Modelle hatten nur ein oder zwei Watt Leistung im reinen Class A Betrieb. Die meisten A/B-Endverstärker im Markt  arbeiten in einem tiefen einstelligen Watt-Bereich im reinen Class A-Modus.

Delta Stereo & Mono – Total Harmonische Verzerrungen und Rauschen (THD+N) mit Bezug zum Frequenzgang und der Lautsprecherlast

Die harmonischen Verzerrungen eines Verstärkers variieren mit der Frequenz und der realen Last eines Lautsprechers. Die Kurven zeigen, wie die Lautsprecherimpedanz die Verzerrungswerte eines Verstärkers über das gesamte Audioband beeinflussen kann.
Die blaue Linie zeigt die THD+N Werte der neuen Delta 3  Serie und die rote Linie die der vorherigen Generation. Das Problem existiert bei den neuen Modellen nicht mehr.

Konkrete Umsetzung – Vorverstärker Delta Pre – zwei Beispiele:

Delta Pre – Jitter / Digitale Sektion

Jitter sind zeitbasierte Fehler in einem digitalen System. Dies ist besonders kritisch zum Zeitpunkt, der D/A-Wandler, wenn das digitale Signal in ein analoges konvertiert wird. Hoher Jitter bedeute, dass der richtige Wert zum falschen Zeitpunkt gewandelt wird und so die Signalwellenform nicht korrekte abbildet.

  • Der Jitter des Delta Pre SPDIF-Eingangs beträgt nur 34ps. Somit gehört der D/A-Wandler im Delta Pre zur absoluten Spitzenklasse.
  • Bestätigt, dass der Vorverstärker eine ausgezeichnete Leistung erbringt

Delta Pre – Phono Eingang XLR und RCA / Analoge Sektion

Die Tonzelle eines Plattenspielers ist eine massenfreie, symmetrische Quelle mit je einer Schwingspule für den linken und rechten Kanal (2 x 2 Anschlusskabel)

Die messbaren Vorteile von symmetrisch gegenüber asymmetrisch werden in der hochverstärkten Umgebung der Phonostufe offensichtlich. Verbindungskabel, Steckerqualität, Schaltung gegen Masse bei RCA, Masse Situation am Vorverstärker sind alles Faktoren die das schwache, fragile Phonosignal (typischerweiese zwischen 0.2 und 2 mV) auf dem Weg zum Phono-Vorverstärker erheblich beeinflussen.

Der Delta Pre bietet eine nahezu perfekte, für Phono Sektionen extrem lineare, verzerrungsarme Vorverstärkung, wie man Sie oft nur bei hochwertigen, externen Phono-Pres findet.

Fazit

Classés neue Delta 3 Serie darf zu Recht als außergewöhnlich klassiert werden. Die überaus packende und unterfärbte Wiedergabe guter Aufnahmen ermöglicht ein Eintauchen in feinste Klangnuancen und offenbart den Mikrokosmos einer musikalischen Darbietung.

Diese Leistung kommt nicht von ungefähr oder durch Zufall. Der kleine Exkurs in die Technik zeigt, dass das klangliche Resultat auf fundiertem Ingenieurwissen und dem Willen die Spitze des Berges zu erklimmen basiert, egal, wie herausfordernd der Weg ist.

Presstestimmen / Testberichte

avguide.ch hat den Delta Pre Vorverstärker und Delta Stereo Endverstärker getestet: „Der Stand der Kunst“

Audio Swiss Q2/2020
Martin Freund über den Delta Pre: „Traumhafte Transparenz“

i-fidelity.net

Olaf Sturm über Delta Pre und Delta Stereo „Verwöhnkultur“