Wie Sie Ihre Musikserverbibliothek im Griff haben: Woher die Metatags kommen.

Erstellt von:
3 März 2016
In Blog
5.176 AUFRUFE

Wie wir im letzten Blog gesehen haben ist es durchaus möglich sich eine gute und strukturierte Musikbibliothek anzulegen, wo man in grossen Musikbeständen zielsicher das gewünschte Musikstück auffinden und geniessen kann. Heute geht es darum aufzuzeigen woher die Metadaten kommen, welche diesen Aufbau möglich machen und die Bibliothek steuern. Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten eine solche Bibliothek aufzubauen.

A) Man überträgt (rippt) die CDs auf eine Festplatte (Musikserver / NAS).

B) Man kauft per Download von einem Portal im Internet (Qobuz, Hiresaudio, eclassical, HD Tracks usw.) seine Musik und lädt sie von dort herunter.

Je nach dem mit welcher Methode die Musik in die Bibliothek aufgenommen wird sind unterschiedlich viele Metadaten vorhanden und müssen allenfalls von Hand ergänzt oder korrigiert werden.

Was sind eigentlich Metadaten?

Als Metadaten bezeichnet man Daten, welche Informationen über andere Daten enthalten und als Zusatz in diesen eingebettet werden. Also Informationen über unsere Musikstücke wie zum Beispiel Name des Interpreten, Name des Komponisten oder zu welchem Album das Stück gehört und natürlich viele mehr. Wie wir im vorherigen Blog festgestellt haben reicht es nicht aus nur die 4 bis 5 Felder „Albumtitel,  Artist, Genre,  Komponist und Stücktitel“ zu haben um zielsicher Musikstücke aufzufinden oder eine andere Gliederung der Bibliothek zu erzeugen.

An Hand von zwei Beispielen möchte ich nun erklären wie man mit diesen Metadaten umgeht und was automatisch von statten geht, was von Hand nachgepflegt werden muss und welche Daten das Anzeigeergebnis steuern. Das erste Beispiel ist das Rippen der CD „Lioness: Hidden Treasure“ von Amy Winehouse und das zweite Beispiel ist der Download von Rudolf Buchbinders Mozart Klavierkonzerten KV. 466 und KV. 467.  Beide Alben werden in meine bestehende Bibliothek eingefügt.

Amy Winehouse: Lioness: Hidden Treasure

Amy_Lioness_Booklet_Layout 1

Es ist das erste Kompilationsalbum von Amy welches posthum am 2. Dezember 2011 erschienen ist mit zwölf Aufnahmen aus unterschiedlichen Zeitpunkten ihrer Karriere. Die Songs wurden von den mit ihr befreundeten Produzenten Mark Ronson und Salaam Remi ausgewählt.

Schiebt man diese CD in die Schublade des aria Musikservers, dann wird die Ripp-Software dBpoweramp aktiv und liest die CD-Daten ein. Diese ist so eingestellt, dass sie auf 5 Datenbanken die Metadaten abfragt. Über einen Algorithmus werden die Daten so ausgesucht, dass ein möglichst plausibles Ergebnis erreicht wird. Im Bild unten sehen wir die Daten von 4 von 5 Datenbanken (AMG, GD3, Sonata DB, Music Brainz und freedb).

amy-winehouse-meta-tags

Die rot geschriebenen Werte zeigen an, dass sie innerhalb der Datenbanken nicht übereinstimmen. Betrachten wir z.B. den Bereich Genre dann sehen wir, dass das Album bei zwei Datenbanken in das Genre R&B eingeordnet wird, bei Music Brainz ist der Tag leer und bei freedb läuft das Album unter Soul. Das Erscheinungsdatum ist auch nicht einheitlich und stimmt nur bei Music Brainz ganz genau. Die anderen roten Bereiche betreffen die Schreibweise der Stücktitel. In der Spalte ganz links sehen wir das, was nach dem rippen des Albums in den Metatags enthalten ist. An dieser einen CD können wir bereits erkennen warum die immer wieder von vielen gewünschte Vollautomatik nicht funktionieren kann. Wie unterschiedlich z.B. ein wichtiges Kriterium das Genre beurteilt wird. Das Hauptargument warum die Vollautomatik nicht möglich ist, ist die Tatsache, dass mehrere Datenbanken existieren welche unterschiedliche Daten von derselben CD enthalten. Die Datenbanken haben auch ihre Stärken in unterschiedlichen Genres. Diese haben ebenfalls alle ihre Historie und Präferenzen der Betreiber. Die Datenbanken wurden zu verschiedenen Zeitpunkten und unter unterschiedlichen Gesichtspunkten gegründet. DB3 und Sonata DB zum Beispiel ist im Genre Klassik sehr stark, währendem die andern Datenbanken ihre Stärken eher im Rock/Pop Jazz Genre haben. Hinzu kommt, dass auch sprachliche Vielfalt besteht. So kann es Ihnen passieren, wenn Sie eine Japanpressung einlegen, dass alle Tags in Japanisch gefüllt erscheinen.

Die Datenbanken stellen auch Albumcovers zur Verfügung, diese haben oft unterschiedliche Auflösungen, wie im Bild ersichtlich. Hier wählt die Software eines mit einer hohen Auflösung.

amy-winehouse-art

Wenn die CD gerippt wurde und das Laufwerk diese wieder freigibt, ist das Album noch nicht im Hauptgruppen-Genre Jazz ersichtlich. Wie Sie sich erinnern hatten wir den Wunsch, dass in unserer Bibliotheksverwaltung die drei Hauptgruppen Pop/Rock, Jazz und Klassik gewählt werden können und dann die Alben in der entsprechenden Genregruppe erscheinen.

genre-steuerung_v4

Die Abbildung zeigt, wie wichtig die Einträge in den Feldern Gene 1 bis 4 sind. Genre 1 ist für die Grobselektion Klassik, Jazz, Pop/Rock zuständig, während Genre 3 dann für die Werkgattungen in der Klassik verantwortlich ist. Im Genre 4 können CDs zusammengefasst werden, zum Beispiel können im Pop-Bereich alle Veröffentlichungen eines Albums zu einem Stapel zusammengefasst werden. Oder im Klassik-Bereich Opern, welche meist nicht auf einer CD Platz finden. Ohne diese Zusammenfassung würde jeweils immer nur eine einzelne CD abgespielt und nicht die ganze Oper. Es können auch mehrere Einspielungen desselben Werks unter den Dirigenten zusammengefasst werden, z.B. möchte man Beethoven Sinfonien mit Solti oder Karajan hören, dann erhält man eine Auswahl nur mit dem jeweiligen Dirigenten. (Beispiele für die Genre 4 Gruppierung mit Screenshots am Ende des Blogs).

Warum das Album der Amy Winehouse noch nicht unter der Gruppe Jazz erscheint sehen wir auf dem nächsten Bild.

amy-winehouse-meta-tags-beide_2-kopie

Das Bild links zeigt die Tags, so wie sie automatisch aus den Datenbanken generiert wurden. Rechts im roten Rahmen sind aber Jazz und darunter Soul eingetragen. Das sind Werte, welche unsere Bibliothek als Steuerelemente benötigt. Diese werden leider nicht automatisch generiert und müssen von Hand eingetragen werden. Sind diese Werte einmal in der Bibliotheksdatenbank eingetragen, kann man diese via ein Aufklapp-Menü einfach wieder auswählen und muss sie nicht mehr eintippen. Dies ist sehr effizient und einfach zu handhaben und hat dann den Vorteil, dass wir danach eine strukturierte Bibliothek erhalten.

amy-winehouse-meta-tags-editiert-2a-kopie

Damit im Genre Jazz das Album auch unter der Interpretin Amy Winehouse erscheint muss beim Albuminterpret der Name noch eingefügt werden. Unter Interpret sehen wir hier den Wert [Varies]. Dies ist deshalb, weil bei den Tracks 5 und 11 neben Amy Winehouse noch andere Interpreten beteiligt und deshalb aufgelistet sind.

img_0098

So sieht nun das Ergebnis aus: Amy Winehouse ist unter dem Hauptgenre „Jazz“ als Interpretin aufgeführt und kann so bequem aufgefunden und abgespielt werden.

Womit wird das Tagging ausgeführt?

Um die Metatags ergänzen / ändern zu können gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten. Weniger umfangreiche Taggingarbeiten können mit der iAria App für das Tablet während des Musik Hörens gemacht werden. Dies ist ganz praktisch, wenn man beim Aufrufen eines Musikstücks einen kleinen Fehler entdeckt, kann man diesen schnell und sehr einfach beheben. Für umfangreichere Arbeiten empfiehlt sich die Änderungen / Ergänzungen über ein Remote-Desktop-Programm vorzunehmen. Dies kann ebenfalls über ein Tablet geschehen oder aber auch über einen PC.

Wie verhält es sich bei Download-Alben?

Auch bei Alben, welche von einem Download Portal wie z.B. Qobuz heruntergeladen werden sind nicht alle Meta-Tags korrekt gefüllt oder entsprechen nicht den eigenen Vorstellungen. Hier kommt noch die Sprachenvielfalt dazu.  So kann der Begriff „Klassik“ im Englischen zu „Classic“ und im Französischen zu „Classique“ werden. Schon haben wir drei Begriffe, welche alle dasselbe meinen. Dies kann auch in anderen Meta-Tag-Feldern zu uneinheitlichen Darstellungen führen. Dazu gehören auch Komponistennamen wie Antonín Dvořák oder Pjotr Iljitsch Tschaikowski welche sehr unterschiedlich in den Datenbanken und in den Files auf den Download-Portalen geschrieben werden. Da hilft, dass wir in der Darstellung den ComposerSort verwenden und über das Aufklappmenü immer dieselbe Schreibweise verwenden können. So haben wir dann nicht mehrere Tschaikowskis oder Dvořáks in unserer Musikbibliothek. Als Beispiel für den Download habe ich folgendes Album gewählt:

Rudolf Buchbinder: Mozart; Klavierkonzerte Nr. 20 d-moll KV 466 und Nr. 21 C-Dur KV 467

0888751780620

Diese Aufnahme entstand im Juni 2015 in der gläsernen Manufaktur von VW in Dresden wo Rudolf Buchbinder als Pianist und Dirigent gemeinsam mit der Staatskapelle Dresden die beiden Klavierkonzerte in einem kleinen exklusiven Rahmen einspielte. Dieses Konzert wurde vom ZDF in 4K aufgezeichnet und ist seit Dezember 2015 auch als Blu-Ray erhältlich. Das ganze Projekt gehört zu den Feierlichkeiten des 70. Geburtstags von Rudolf Buchbinder, welchen er am 1. Dezember 2016 feiern kann.

Auf dem untenstehenden Bild sehen wir wiederum auf der linken Seite die Metatags, welche im Download enthalten sind. Hier sind in der Regel auch nur die Standard-Tagfelder Albumtitel,  Artist, Genre,  Komponist und Stücktitel mit den entsprechenden Werten gefüllt.

buchbinder-tags-uneditiert_v3-kopie

Beim Feld Genre sehen wir genau das oben besprochene Problem der sprachlichen Vielfalt. Da das Album bei Qobuz von Frankreich heruntergeladen wurde steht nicht „Classical“ darin sondern „Classique“. Auch hier müssen das Genre 1 mit „Classical“ und das Feld Genre 3 mit „Klavierkonzert“ gefüllt werden damit die Anzeige der Alben so erscheint wie wir es wünschen. Das Feld Genre 2 dient zur Bestimmung der Zeitepoche, hier „Klassik“. Beim Klassik Genre  kommen noch die Felder ComposerSort und ConductorSort dazu. Diese beiden Felder dienen dazu, dass Wolfgang Amadeus Mozart unter „Mozart, Wolfgang Amadeus“ angezeigt wird und wenn wir nach Dirigent abfragen Rudolf Buchbinder unter „Buchbinde, Rudolf“ dargestellt wird. Wenn wir das ganze wirklich perfekt haben wollen, können wir beim Feld „Orchester“ noch die Staatskappelle Dresden und beim Feld „Solist“ Rudolf Buchbinder eingeben.

Da in den Standard-Tags viel zu wenige Felder vorhanden sind, sehen wir in der linken Spalte oben im Feld „Album“, dass hier nochmals Rudolf Buchbinder erscheint. Dies wird oft so gemacht, damit man trotz den fehlenden Feldern alle wichtigen Informationen unterbringen kann. Dann reiht man alle Informationen einfach zu einer Kette zusammen.

Somit sieht unsere Darstellung nach der Abfrage „Komponist / Werkgattung“ auf dem Tablet wie folgt aus:

img_0091

Wenn wir nun Mozart Wolfgang Amadeus wählen, sehen wir die einzelnen Werkgattungen:

img_0092

Wenn wir dann die Gattung „Klavierkonzert“ wählen, haben wir die Ansicht aller in der Bibliothek verfügbaren Klavierkonzerte:

img_0093-kopie

Wo werden all diese Metatags gespeichert?

Dies ist eine wichtige Frage, welche besonders für die Zukunft eine hohe Relevanz hat. Denn wenn diese Informationen in eine separate Bibliotheksdatei und nicht in die Musikdatei geschrieben und gespeichert wird habe wir später Probleme unsere Musikbibliothek zu migrieren. Und dieser Moment wird irgendwann kommen aus welchen Gründen auch immer. Die Aria Musikserver speichern die Metatags in die Musikdatei, so dass die Informationen zur Musik auch dort gespeichert sind. Natürlich ist auch ein Backup der Musikdateien und der Bibliothek eine dringende Notwendigkeit wenn Sie die Arbeit für Ihre perfekte Musikbibliothek nicht noch einmal machen wollen, wenn Sie aus irgendeinem Grund die Musikbibliothek wieder neu herstellen müssen.

So, nun wissen Sie mehr über eine perfekte Struktur und Aufbau einer Musikserver-Bibliothek. Aber natürlich gibt es in diesem Zusammenhang noch weitere interessante Fragen wie Audioformate, Datensicherung und klangliche Aspekte auf die wir in zukünftigen Blogs eingehen werden.

aria-with-ipad-screen-active

***

Hier noch einige Screenshots zur Genre 4 Gruppiermöglichkeit.

img_0105

Im laufe der Jahre erscheinen von einem Album immer weider neue Auflagen als Jubiläumsausgaben oder als Remaster. Diese können nun so zusammengefasst werden, dass alle unter demselben Titel als Stapel dargestellt werden, hier z.B. Jethro Tull – Thick as a Brick

img_0107

Wenn auf den Stapel Jethro Tull geklickt wird erscheint die Stapelauflösung im Bild oben. Hier werden alle Ausgaben dieses Albums angezeigt.

Noch ein Beispiel für die Klassik:

img_0110

In diesem Bild sieht man zusammengefasste Mozart Opern.

img_0111

Die Auflösung des Stapels der Oper „Le Nozze di Figaro“ zeigt alle verfügbaren Einspielungen.